Ipsos - Barometer 2015
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Digitalisierung im Beruf - Fluch oder Segen?
Das Ergebnis lässt aufhorchen: Die Auswirkungen der digitalen Entwicklung werden von den
Arbeitnehmern größtenteils positiv aufgefasst. So gibt etwa knapp die Hälfte (47 Prozent) der
Befragten an, dass durch die Digitalisierung die Eigenständigkeit bei der Arbeit verbessert wird. 45
Prozent sagen, dass die Zusammenarbeit zwischen den Teams eines Unternehmens davon profitiert,
dicht gefolgt von der Lebensqualität bei der Arbeit (43 Prozent). Darüber hinaus lässt sich aus den
Studienergebnissen aber auch ablesen, dass viele Arbeitnehmer noch keinen Einfluss feststellen –
weder positiv noch negativ. Nur 16 Prozent der Umfrageteilnehmer bestätigen, dass sich die
fortschreitende Digitalisierung negativ auf ihren Berufsalltag auswirkt.
Blurring-Effekt verstärkt sich
Die Studie zeigt jedoch auch, dass die Arbeitnehmer im Vergleich zu letztem Jahr noch stärker das
Gefühl haben, außerhalb der Arbeitszeiten durch die Arbeit beansprucht zu werden. Waren es 2014
bereits 71 Prozent, so sind es in diesem Jahr fast drei Viertel der Befragten (74 Prozent), die bisweilen
bis häufig in ihrer Freizeit arbeiten. Insbesondere 90 Prozent der Führungskräfte bestätigen, dass dies
für sie Alltag geworden ist. Dass ein solch hoher Workload zu Stress führt, liegt auf der Hand.
Demzufolge ist analog zur Arbeitsbelastung außerhalb der Arbeitszeit 2015 auch der Stressfaktor
gestiegen: von 6,3 auf 6,6 – auf einer Skala von 1 bis 10.
„Mitarbeiter sehen die Digitalisierung überwiegend positiv, klagen aber gleichzeitig über mehr Stress.
Sie profitieren einerseits von den Errungenschaften des digitalen Wandels wie etwa mehr
Gestaltungsfreiheit oder eine größere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Andererseits haben sie
aber nach ihrem Empfinden mit einer höheren Arbeitsbelastung zu kämpfen. Interessant ist:
Mitarbeiter führen dies nicht zwangsweise auf die digitale Entwicklung in den Unternehmen zurück“,
kommentiert Christian Aubry, Geschäftsführer von Edenred Deutschland, die Ergebnisse.
Unternehmen nutzen Chancen der Digitalisierung
Auf die Frage, welche Maßnahme Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern in den letzten Jahren
hinsichtlich der Digitalisierung ergriffen haben, antwortet mehr als jeder dritte Befragte (34 Prozent),
dass ein elektronisches Management der Personalverwaltung eingeführt worden sei. An zweiter Stelle
steht die Virtualisierung der Arbeitsplätze (28 Prozent), etwa durch virtuelle Desktops oder eine
Ausstattung für Telefonkonferenzen. Den dritten Platz teilen sich zwei Maßnahmen: die Einrichtung
eines sozialen Firmennetzwerks sowie das Angebot von E-Learning (jeweils 25 Prozent). Insgesamt
denkt mehr als die Hälfte der Befragten (51 Prozent), dass ihr Unternehmen gut aufgestellt sei, was
den digitalen Fortschritt betrifft – dieses Ergebnis kann mit dem europäischen Durchschnittswert von
54 Prozent gut mithalten.
Ältere Arbeitnehmer im Fokus
Die Akzeptanz für eine Verlängerung der Arbeitszeit ist sehr stark davon abhängig, wie sich
Arbeitnehmer im Hinblick auf die weiteren Berufsjahre bis hin zu ihrem Renteneintritt fühlen. Um dies
in Erfahrung zu bringen, wurden folgende Punkte abgefragt: Die Zuversicht im Job, das Gefühl,
ausreichend informiert und geschult zu sein, die Motivation sowie die Möglichkeit, sich innerhalb oder
außerhalb des Unternehmens weiterzuentwickeln. In den Altersgruppen 45 bis 54 und 55plus ist der
Grad der Motivation mit 72 bzw. 71 Prozent nahezu identisch. In zwei Punkten ist die Gruppe der
55plus ihren jüngeren Kollegen voraus: Sie sind zuversichtlicher (69 Prozent gegenüber 66 Prozent),
und es haben weitaus mehr Befragte das Gefühl, ausreichend informiert und geschult zu sein (85
Prozent gegenüber 78 Prozent). In einem Punkt allerdings fühlen sich die Arbeitnehmer ab 55 Jahren
und älter im Hintertreffen: Während 55 Prozent der 45- bis 55-Jährigen die Möglichkeit sehen, sich in
ihrem Unternehmen oder auch außerhalb weiterentwickeln zu können, sind es bei den älteren
Kollegen nur noch 38 Prozent. Mit Blick auf die anderen europäischen Länder liegt Deutschland damit
im hinteren Mittelfeld. An der Spitze steht Polen mit 78 Prozent, an letzter Stelle Frankreich mit 23
Prozent.
„Schade ist, dass die Arbeitnehmer mit der meisten Erfahrung und dem besten Schulungsgrad am
wenigsten Entwicklungschancen sehen. Das ist in einem Land, das über den Fach- und
Führungskräftemangel klagt, nur schwer nachvollziehbar“, kommentiert Christian Aubry,
Geschäftsführer von Edenred Deutschland.
Europavergleich: Respekt und Anerkennung für 55plus
Wichtige Faktoren für die Zufriedenheit im Job sind der Respekt für die eigene Person und die
Anerkennung für die erbrachte Leistung. Was den Respekt anbelangt, sind 77 Prozent der deutschen
Arbeitnehmer über 55 zufrieden und führen damit im europäischen Vergleich vor Schweden und
Italien mit jeweils 75 Prozent. Am wenigsten Respekt wird älteren Arbeitnehmern in Frankreich
entgegengebracht.
In Bezug auf die Anerkennung im Job sind die Arbeitnehmer dieser Altersgruppe in Österreich mit 68
Prozent am zufriedensten, gefolgt von Schweden (67 Prozent). Deutschland und die Niederlande
stehen mit jeweils 64 Prozent an dritter Stelle. Christian Aubry: „Es ist zu beobachten, dass
europaweit die Arbeitnehmer über 55 generell mehr Respekt für ihre Person als Anerkennung für ihre
Arbeit zu bekommen scheinen. Insgesamt gibt es aber ein großes Gefälle unter den 14 Ländern."
Glücklich am Arbeitsplatz
Das Edenred-Ipsos-Barometer untersucht auch die generelle Stimmungslage der Arbeitnehmer aller
Altersgruppen. Es zeigt sich, dass deutsche Arbeitnehmer an ihrem Arbeitsplatz öfter glücklich sind
als der Durchschnitt ihrer europäischen Kollegen. Während hierzulande 46 Prozent aller Befragten
angaben, bei ihrer Arbeit oft glücklich zu sein, sind es im europaweiten Schnitt nur 38 Prozent. Bei
einem näheren Blick auf Deutschland zeigt sich allerdings, dass es bei den einzelnen Altersgruppen
Unterschiede gibt: Am glücklichsten sind die 45- bis 54-Jährigen (50 Prozent) und die unter 35-
Jährigen (49 Prozent), gefolgt von der Gruppe 55plus (44 Prozent). An letzter Stelle stehen mit 39
Prozent die Arbeitnehmer zwischen 35 und 44 Jahren.
Lebensqualität im Job
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Frage nach der Lebensqualität bei der Arbeit. Auch hier liegen die
Einschätzungen der deutschen Arbeitnehmer über dem europäischen Durchschnitt: 49 Prozent haben
bei einer Skala von 1 (sehr niedrig) bis 10 (sehr hoch) Werte zwischen 8 und 10 gewählt, auf
europäischer Ebene sind es lediglich 36 Prozent.
Trend: 35- bis 44-Jährige sind am wenigsten glücklich
In Deutschland ist das Empfinden für Lebensqualität am Arbeitsplatz wiederum stark vom Alter
abhängig: Die Altersgruppen der 45- bis 54-Jährigen und der 55-Jährigen (mit jeweils 53 Prozent)
führen das Feld an, dicht gefolgt von den Arbeitnehmern unter 35 Jahren (49 Prozent). Den letzten
Platz nehmen wiederum die 35- bei 44-Jährigen ein (42 Prozent). Bei der Frage nach der
Zufriedenheit zu Anerkennung und Respekt, der am Arbeitsplatz gezollt wird, liegt die Altersgruppe
zwischen 35 und 44 Jahren auch im europäischen Durchschnitt auf dem letzten Platz.
„Schaut man auf die Ergebnisse des Barometers zu Lebensqualität, Glück im Job sowie Anerkennung
und Respekt, zeigt sich, dass die Altersgruppe zwischen 35 und 44 Jahren jeweils an letzter Stelle
steht“, Christian Aubry. „Dies ist wohl darauf zurückzuführen, dass die meisten Arbeitnehmer in
diesem Lebensabschnitt versuchen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, und sowohl privat
als auch beruflich viel auf ihrer Agenda steht. Im Gegenzug dazu sind Berufseinsteiger noch und die
älteren Kollegen schon wieder entspannter“, erklärt Christian Aubry, Geschäftsführer von Edenred
Deutschland.
Kaufkraft und Vergütung
Waren es 2014 bereits 49 Prozent der Mitarbeiter, die mit ihrem variablen Gehaltsbestandteil
unzufrieden waren, so ist der Wert für dieses Jahr um weitere vier Prozentpunkte auf 53 Prozent
gestiegen. Ein Trend zu mehr Zufriedenheit mit der variablen Vergütung lässt sich demnach nicht
feststellen. Wesentlich positiver stimmten die Befragten bezüglich ihres fixen Gehalts ab: Zum zweiten
Mal in Folge gaben 63 Prozent der Umfrageteilnehmer an, mit ihrem Festgehalt zufrieden zu sein.
Hier lässt sich ein deutlicher Aufwärtstrend erkennen: 2008 lag dieser Wert bei 39 Prozent und in
2013 bereits bei 58 Prozent.
Lohnnebenleistungen unter den Top 3-Kriterien für gute Arbeitgeber
Neben der Zufriedenheit mit dem variablen und fixen Gehalt wurde im Edenred-Ipsos-Barometer 2015
auch die Zufriedenheit mit zusätzlichen Vergütungsleistungen abgefragt. Die Hälfte der
Studienteilnehmer (50 Prozent) gab an, damit unzufrieden zu sein. Es sind jedoch gerade diese
Lohnnebenleistungen, die für viele Arbeitnehmer eine entscheidende Rolle spielen, wenn sie sich bei
einem Unternehmen bewerben. Mit 81 Prozent gehören sie – neben der Arbeitsatmosphäre (94
Prozent) und dem Führungsstil (86 Prozent) – zu den Top-3-Kriterien.
Hier sollten Arbeitgeber aktiv werden
Die meisten Mitarbeiter haben eine konkrete Vorstellung davon, in welchen Bereichen ihr
Unternehmen Lohnnebenleistungen anbieten sollte: Neben vermögenswirksamen Leistungen (81
Prozent) und der Gesundheitsförderung (80 Prozent) erwarten sich die Umfrageteilnehmer vor allem,
dass ihr Arbeitgeber sich bei Zusatzversicherungen (76 Prozent), der Stressbewältigung (72 Prozent),
den Fahrtkosten (68 Prozent) oder der Mittagsverpflegung (62 Prozent) beteiligt.
Mit diesen Lohnnebenleistungen lässt sich viel erreichen, denn sie sind bei den Arbeitnehmern sehr
beliebt: So liegt die Zufriedenheit etwa bei denjenigen, die bereits in den Genuss von
Tankgutscheinen kommen, bei 85 Prozent, für Essensgutscheine erreicht der Wert 84 Prozentpunkte
und bei Geschenkgutscheinen sind es 81 Prozent. „Unternehmen sollten das nutzen. Mit
Gutscheinlösungen können sie die Leistung ihrer Mitarbeiter schnell, direkt und unkompliziert
anerkennen. Wenn sie dabei monatlich unter 44 Euro bleiben, müssen sie dafür nicht einmal Steuern
bezahlen“, rät Aubry.
Motivation und Zufriedenheit
39 Prozent der in Deutschland Befragten sorgen sich um die vielen Stunden, die sie mit ihrer Arbeit
verbringen. Dies sind neun Prozentpunkte mehr als im Vorjahr – damit ist die für den Beruf
aufgewandte Zeit in diesem Jahr zum Sorgenkind Nummer eins geworden. Um ihr Gehalt und den
Erhalt des Arbeitsplatzes machen sich die Deutschen dagegen mittlerweile weniger Gedanken.
Zuversicht in Deutschlands Wirtschaftsstärke
Die Sorge um die erhöhte Arbeitszeit hat allerdings auch ihre guten Seiten, denn viel Arbeit bedeutet
in der Regel volle Auftragsbücher und gute Zahlen: So haben 62 Prozent der Befragten generell
Vertrauen in die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands und 70 Prozent in die des Unternehmens, in
welchem sie arbeiten. Blickt man auf die Konjunkturlage innerhalb Europas, ist es nicht verwunderlich,
dass die Deutschen im europäischen Vergleich am stärksten an die wirtschaftliche Zukunft ihres
Landes glauben. Was das Vertrauen der Arbeitnehmer in ihr Unternehmen anbetrifft, stehen
Deutschland und die Niederlande mit jeweils 70 Prozent auf Platz zwei. Österreich mit 76 Prozent
führt das Feld an. Am wenigsten Vertrauen haben die befragten Arbeitnehmer in der Türkei und in
Italien. Hier sind es jeweils nur 49 Prozent.
Arbeitnehmer skeptisch gegenüber Managemententscheidungen
Auf Managementebene ist der Optimismus noch größer als unter den Arbeitnehmern: 83 Prozent der
befragten Manager setzen auf die Zukunft Deutschlands und 86 Prozent auf die des Unternehmens.
Erstaunlich ist jedoch, dass 2015 die befragten Arbeitnehmer viel skeptischer gegenüber den
Entscheidungen der Unternehmensleitung sind als im Jahr zuvor: Gaben 2014 73 Prozent der
Befragten an, den Entscheidungen der Geschäftsführung zu vertrauen, sind es aktuell nur noch 58
Prozent. Dies sind beachtliche 15 Prozentpunkte weniger. „Der zunehmende internationale
Wettbewerbs- und Innovationsdruck und die fortschreitende Digitalisierung erfordern oft schnelle und
vielleicht auch manchmal unbequeme Entscheidungen“, weiß Christian Aubry, Geschäftsführer von
Edenred Deutschland. „Wichtig für den Vertrauensaufbau zwischen Führungsebene und Belegschaft
ist die transparente Kommunikation der Entscheidungen in alle Unternehmensebenen hinein. Ebenso
eine ehrliche Anerkennung der Arbeit, die jeder einzelne Mitarbeiter leistet.“
Mit großem Elan bei der Arbeit
Das zeigt das Edenred-Ipsos-Barometer 2015 ebenfalls: Deutsche Arbeitnehmer sind motiviert. Mehr
als drei Viertel der Befragten (78 Prozent) gaben an, aktuell mit konstanter bzw. steigender Motivation
zu arbeiten. Die Qualität ihres Arbeitslebens bewerten sie auf einer Skala von 1 bis 10 mit sieben
Punkten. Dies ist der höchste Wert seit Durchführung der Studie in Deutschland.
Treue zum Arbeitgeber
Die positive Einstellung wirkt sich bei zwei Dritteln der befragten Arbeitnehmer auch auf die Treue
zum Unternehmen aus. „66 Prozent haben noch nicht darüber nachgedacht, das Unternehmen zu
verlassen“, so Aubry. „Generell zeichnet sich der Trend hin zu einer stärkeren Bindung schon seit
2013 ab. So prüfen aktuell nur noch 34 Prozent der befragten Arbeitnehmer interessante
Jobmöglichkeiten. 2014 waren es noch 38 Prozent, 2013 sogar noch 40 Prozent. Dies sind positive
Signale für 2015."