HR Trends
07.08.2015|7 Minuten Lesezeit

Berufs- und Privatleben in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung

Edenred E.Blog Team
Verfasst von: E.Blog Team
HR Trends
07.08.2015|7 Minuten Lesezeit

Was in der Kindheit noch als Stoff für Science-Fiction-Romane und -Filme diente, ist für zahlreiche Arbeitnehmer heute Realität: Mobile Devices, die in die Hosentasche passen oder das Handgelenk schmücken, Datenhaltung in der Cloud, VPN-Netzwerke, die das Arbeiten überall dort ermöglichen, wo W-Lan verfügbar ist.

Schöne neue Welt - brave new world

Verlockend die Vorstellung, einfach von überall und jederzeit aus arbeiten zu können und seine Zeit nicht mehr im morgendlichen Berufsverkehr steckend oder mit ungeliebten Kollegen im Büro verbringen zu müssen. Doch der Traum aus Kinofilmen und längst vergangenen Kindertagen scheint sich für so manchen Arbeitnehmer zum Alptraum zu entwickeln: Laut einer aktuellen vom Meinungsforschungsinstitut Ipsos erhobenen Umfrage, die im Auftrag von Edenred unter 800 Arbeitnehmern aus Unternehmen unterschiedlicher Größe in Deutschland im Januar 2015 durchgeführt wurde, sehen 16 Prozent der Teilnehmer die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben durch die zunehmende Digitalisierung bedroht. Gleichzeitig wächst die Unzufriedenheit mit der eigenen Work-Life-Balance: Fast ein Drittel der befragten Arbeitnehmer wünscht sich ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit.

Führungskräfte am stärksten belastet

Besonders belastet sind Führungskräfte: Knapp ein Drittel der Beschäftigten mit Personalverantwortung gab an, auch außerhalb der Arbeitszeit oft das Gefühl zu haben, von der Arbeit beansprucht zu werden. Nur zehn Prozent gelingt es, Arbeit und Freizeit strikt voneinander zu trennen. Insbesondere die Altersgruppe der 45- und 54-jährigen ist besonders betroffen: Sie nimmt, so die Ergebnisse, im Vergleich zu allen anderen Altersgruppen den Druck am stärksten wahr.

Zurück also zu festen Arbeitszeiten und der gesetzten Mittagspause von 12 bis 13 Uhr – auch für den Mitarbeiter im Home Office? Wirklich zukunfts- und konsensfähig scheint diese Überlegung nicht zu sein. Nicht zuletzt deshalb, weil viele arbeitsrechtlich geregelte Vorschriften gerade die leitenden Angestellten ausklammern, die laut des Edenred-Ipsos-Barometers 2015 am stärksten außerhalb der Arbeit beansprucht werden.

Mit dem digitalen Wandel richtig umgehen?

Doch wie sollten Arbeitnehmer der durch den digitalen Wandel veränderten Arbeitsorganisation begegnen? Und was können Arbeitgeber tun? Denn klar ist, dass sowohl Unternehmen wie auch Mitarbeiter handeln müssen: Zu hoher Druck entwickelt sich langfristig zur Be- und Überlastung der Mitarbeiter. Kündigungen oder ein hoher Krankenstand sind die drohenden Folgen.

Arbeitsschutz und Arbeitszeit – Wer trägt die Verantwortung?

Doch wie einigen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf Rahmenbedingungen? Traten im vergangenen Industriezeitalter vor allem Gewerkschaften und Personalvertretungen für bessere Arbeitsbedingungen ihrer Mitglieder ein, haben diese in vielen Branchen und Tätigkeiten an Bedeutung verloren. In Zeiten von individuelleren und flexibleren Arbeitsmodellen sind einheitliche Kollektivvereinbarungen, die für alle Mitarbeiter gleichermaßen gelten, zunehmend schwerer zu definieren und auszuhandeln. Und selbst wenn diese Vereinbarungen getroffen werden: Welche Gewerkschaft ist fähig, bei dem Mitarbeiter im Home Office zu überprüfen, ob sein Schreibtisch den ergonomischen Anforderungen an Büroarbeitsmöbel der Bundesanstalt für Arbeitsschutz entspricht?

Strikte Arbeitszeitregelungen stammen aus vergangenen Tagen

Letztendlich werden ebenso strikte gesetzliche Arbeitszeitregelungen mehr und mehr zu stumpfen Schwert. Wer ist dafür verantwortlich, dass Mitarbeiter unterwegs die nötigen Pausen einhalten, die Ruhezeiten nach dem Arbeitszeitgesetz umgesetzt werden und was passiert, wenn ein Mitarbeiter statt Home Office seine „Arbeitszeit“ eher im Schwimmbad verbringt und so die erwarteten Arbeitsergebnisse nicht liefert?

Grenzen ziehen als gemeinschaftliche Aufgabe

Es zeichnet sich ab, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit vom Unternehmen und vom Mitarbeiter selbst gezogen werden müssen. Nicht mehr innerhalb eines starren Rahmens oder innerhalb fester Arbeitszeitkorridore, wie es noch im letzten Jahrhundert verbreitet war. Weitsichtige HR-Verantwortliche müssen die Mitarbeiter des Unternehmens dazu befähigen, die eigenen Grenzen kennenzulernen und diese entsprechend – je nach Lebenslage – auch mitzuteilen. Auf der anderen Seite braucht es die Fähigkeit der Mitarbeiter, für ihre Zufriedenheit und den Ausgleich von der Arbeit zu sorgen.
 

Vertrauen bietet Chancen

Wird diese Vertrauenskultur im Unternehmen gelebt, steckt darin für die Mitarbeiter die enorme Chance, die so beschworene Work-Life-Balance wirklich zu leben. Dass dies immer mehr Unternehmen gemeinsam mit ihren Mitarbeitern zu gelingen scheint, zeigen schließlich die Ergebnisse des Edenred-Ipsos-Barometers: Denn jeweils rund 40 Prozent der Befragten sehen in der Digitalisierung der Arbeitswelt einen positiven Einfluss auf ihre Arbeitsmotivation und die Lebensqualität bei der Arbeit - sogar knapp die Hälfte sieht die Eigenständigkeit bei der Arbeit gestärkt. Es liegt also auch an uns, ob wir aus den Zukunftsträumen unserer Kindheit traumhafte Arbeitsbedingungen für die Gegenwart machen.

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